Hermann Maier: Es ist möglich

Hermann Maier, der Weltstar des Skisports, erzählt im Vorfeld von Eliud Kipchoges bahnbrechendem Versuch, einen Marathon in unter zwei Stunden zu laufen, seine eigene Geschichte von menschlichen Grenzen und Limits. Dem Rennen in der Prater Hauptallee in Wien blickt er voll Spannung entgegen: „Wenn alle Verhältnisse zusammenstimmen, dann bin ich absolut überzeugt, dass dieser historische Moment passieren wird, ein riesengroßes Ereignis.“

Die Rede ist von der INEOS-Challenge. 21,1 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit müsste Eliud Kipchoge rennen, um die Zwei-Stunden-Marke zu unterbieten. Am Tag des Sports 2019 konnten Besucherinnen und Besucher selbst die Herausforderung annehmen und das Marathontempo laufen – wenn auch nicht lang. Die Challenge beim 19. Tag des Sports war das Highlight am Areal. Tausende Menschen sowie Athleten wie Günther Matzinger haben ihre Ausdauer getestet und konnten so das extreme Lauftempo des Kenianers ausprobieren.

„No Human is Limited“, dieser Glaubenssatz von Marathon-Weltrekordler Kipchoge, hat für den zweifachen Ski-Olympiasieger eine ganz spezielle Bedeutung. Seine Karriere zwischen verheerenden Rückschlägen und grandiosen Erfolgen ist in allen Facetten eine Auseinandersetzung mit physischen und psychischen Grenzen.

„Man darf sich nicht in den Kopf setzen: ‚Es ist nicht möglich.‘ Man muss sich immer in den Kopf setzen: ‚Es ist möglich‘“, sagt Maier, der im Zusammenhang mit der in Wien stattfindenden INEOS 1:59 Challenge und als Botschafter von #NoHumanIsLimited auf Höhe- und Tiefpunkte seiner Laufbahn zurückblickt.

Sein „Jahrhundertsturz“ von Nagano 1998, dem wenige Tage darauf der Gewinn von zwei olympischen Goldmedaillen folgte, hat sich ins kollektive Gedächtnis Österreichs und der Sportwelt eingebrannt.

Ein Motorradunfall im August 2001 führte beinahe zur Amputation eines Beines. Der harte Weg der Rehabilitation verdeutlichte seinen unbedingten Willen und seine schier unzerstörbare körperliche Energie. „Das größte Problem waren Rückschläge, immer wieder Rückschläge. Oft war es fast aussichtslos und wahnsinnig frustrierend“, schildert er die schwierigen Phasen. 18 Monate nach dem Verkehrsunfall feierte er in Kitzbühel wieder einen ersten Sieg im Weltcup. In der Saison darauf gewann er den Gesamt-Weltcup. 2004 wurde er mit dem Laureus World Sports Award für das Comeback des Jahres ausgezeichnet.

„Der Begriff ‚Limits‘, das ist für mich eine Einschränkung, was es eigentlich so nicht geben sollte“, sagt Maier über sportlichen Erfolg. „Es hat viel mit Fleiß, mit Training zu tun, und natürlich mit der eigenen psychischen Einstellung. Mit dieser Einstellung ist sehr viel möglich.“

Fotocredits „ORF / Universum“