Jakob Pöltl hat Lust auf mehr

Nachdem Jakob Pöltl und seine den San Antonio Spurs nach einem schwierigen November wieder voll im Rennen um einen Platz in den NBA-Playoffs sind, ist der Wiener positiv gestimmt. Die Texaner liegen derzeit in der Western Conference nur knapp hinter dem achten Platz. Der Center analysiert die jüngsten Entwicklungen, blickt auf 2019 zurück und auf 2020 voraus.

Jakob, wie hast du Weihnachten verbracht?
Ich habe nicht besonders viel gemacht, war mit der Familie via Skype und Facetime in Kontakt. Am Abend war ich essen, sonst habe ich den Tag zu Hause verbracht, es war sehr entspannt. Derzeit sind Freunde zu Besuch, das ist eine nette Abwechslung.

Wenn du auf das Jahr 2019 zurückblickst, was fällt dir ein?
Auf jeden Fall mein Basketball Camp für Kids und überhaupt ein intensiver Sommer mit viel Training. Die Playoff-Serie gegen die Nuggets war cool, auch wenn wir leider knapp verloren haben. Es war ein gutes Jahr. Zwar mit Höhen und Tiefen, alles in allem aber erfolgreich. Ich habe basketballerisch Schritte nach vorne gemacht und Sachen, die ich mir vorgenommen hatte, erledigt – wie zum Beispiel eben mein erstes eigenes Camp.

Ihr habt euch im Dezember stabilisiert. Allein, wenn man die beiden Spiele gegen Detroit zu Beginn und zu Ende des Monats betrachtet (98:132 und 136:109), sieht man die Entwicklung. Was habt ihr verbessert?
Es scheint, als wäre unsere Einstellung professioneller geworden. Ich hatte den Eindruck, dass wir zu Beginn der Saison zu locker in manche Spiele gegangen sind und daher viele Spiele, die wir eigentlich gewinnen hätten müssen, verloren haben. Ich denke, in dieser Hinsicht haben wir uns klar verbessert. Das macht sich vor allem in der Defense bemerkbar. Wir spielen mit einer anderen Energie und Intensität, dadurch wird auch die Wurfleistung besser, das hängt alles zusammen.

Seit der herben Niederlage in Detroit am 1. Dezember habt ihr außer gegen Cleveland alle schwächer eingeschätzten Teams geschlagen und unter anderem gegen Houston überrascht.
Ja, an diesen mehreren Pflichtsiegen sieht man, dass wir definitiv mental stärker geworden sind.

Es gab eine Serie von fünf Overtimes in nur vier Spielen, drei davon habt ihr gewonnen. War das eine Schlüsselphase, die euch viel Selbstvertrauen gebracht hat?
Natürlich tut es gut, wenn man sieht, dass man knappe Spiele gewinnen kann und in den entscheidenden Situationen voll da ist. Ob Overtime oder nicht, für uns war es nach den vielen Niederlagen wichtig für das Selbstvertrauen, einmal mehrere Siege innerhalb kurzer Zeit einzufahren.

Du bringst fast ausnahmslos starke Leistungen, kommst aber wieder von der Bank und deine Minuten sind im Schnitt etwas weniger geworden.
Das Auf und Ab in den Minuten ist etwas gewöhnungsbedürftig. Ich denke, die Coaches sind in den letzten Wochen am Herumüberlegen, welche Formationen und Rotationen für das Team am besten sind. Natürlich würde ich gerne mehr spielen, aber ich versuche, meinen Job zu erledigen und das Optimum aus meinen Minuten zu machen. Das gelingt mir recht gut.

Was das Punkten betrifft, stichst du in letzter Zeit selten hervor, dafür aber mit Blocks, Rebounds und auch Assists. Hast du dein Spiel verbessert?
Einerseits zeigen die Stats meine spielerischen Fortschritte, andererseits auch meine Rolle. Ich bin nicht so oft in Scoring-Positionen, aber gerade, wenn ich mit der Bench-Unit drauf bin, habe ich oft den Ball in der Hand und leite die Offense ein. Das führt zu vielen Assists. Ich habe mich in den letzten Wochen darauf konzentriert, speziell am Defensiv-Rebound noch mehr zu arbeiten, das hat gut funktioniert. Die Rolle an sich macht mir Spaß, ich will aber immer noch mehr. Gerade was das Scoren betrifft, ist ein bisschen mehr möglich, auch wenn ich da abhängig von den Spielsituationen bin.

Ein Playoff-Platz ist wieder ganz nah, obwohl ihr nicht brilliert habt, aber recht konstant spielt und andere Teams schwächeln. Du hast einmal gesagt, es ist wichtig, sich auf einer „Pace“ von sechs Siegen in zehn Spielen einzupendeln und Phasen, in denen man klar darunter ist, möglichst zu vermeiden.
Ja, so kann man es zusammenfassen. Wir müssen ein Spiel nach dem anderen professionell und konzentriert angehen und dürfen keine Siege liegen lassen. Mit einer 6:4-Pace hätten wir sicher sehr gute Chancen auf die Playoffs. Einfach wird das aber nicht, gerade jetzt im Jänner. Zwar sind die Spiele innerhalb der eigenen Conference tendenziell etwas wichtiger, aber wir haben in den nächsten Wochen einige Spiele gegen die Top-Teams aus dem Osten: Milwaukee, Toronto, Boston, Miami.

Zum Abschluss nach dem Rückblick auf 2019 noch deine persönliche Vorschau auf 2020, was erwartet dich?
Zunächst einmal liegt der Fokus klar auf dem Kampf um einen Playoff-Platz. Dann wird die Free Agency auf jeden Fall ein großes Thema sein. Ich hoffe, dass ich im Sommer an Nationalteam-Aktivitäten teilnehmen werde, auch wenn sich die Bewerbsspiele mit der NBA-Saison überschneiden.

Was steht zu Silvester auf dem Programm?
Wir spielen gegen Golden State. Was danach ansteht, hängt auch vom Spiel ab, aber grundsätzlich habe ich schon vor, ein bisschen zu feiern. So oft haben wir die Gelegenheit dazu nicht.