Katrin Neudolt wurde aus medizinisch ungeklärten Gründen mit nicht ausreichendem Gehör geboren. Ihre Eltern kannten keine Gebärdensprache, doch als Sportler:innen zeigten sie ihrer Tochter schon von früh auf, welche Sprache der Sport sprechen kann. Neudolt probierte unterschiedlichste Sportarten aus – im Alter von sieben Jahren entdeckte sie, durch ihre Klassenkollegin, schließlich ihre große Leidenschaft: Badminton. Im Jahr 2017 wurde sie zur ersten gehörlosen Heeressportlerin und kämpft seither für mehr Inklusion von gehörlosen und schwerhörigen Menschen im Spitzensport.
Die 33-Jährige hat ihre größten sportlichen Karriereziele erreicht, nun will sie anderen den Gefallen erweisen, den ihr damals ihre Klassenkollegin getan hat: Als BeActive Botschafterin der Europäischen Woche des Sports setzt sich die Deaflympics-Silbermedaillengewinnerin für einen einfacheren Zugang zum Sport für Gehörlose und Schwerhörige ein.
„Ich hatte damals das Glück zwei Trainer zu haben, die von Beginn an mit meiner Behinderung vertraut waren und Rücksicht auf mich genommen haben. In anderen Sportarten, die ich ausprobiert habe, war das teilweise nicht so einfach.“ Ihr Tipp für den Einstieg in den Sport lautet: „Geht aktiv auf die Trainer:innen zu und informiert sie, wie die Kommunikation am effizientesten verlaufen kann. Wenn man mit Körpersprache und einigen Kommunikationsregeln arbeitet, ist alles möglich!“
Ihr Motto „If you never try, you will never know” passt wie die Faust aufs Auge zur BeActive Kampagne – Neudolt sagt: „Die Entscheidung, den Einstieg in den Badmintonsport zu wagen resultierte in der Verwirklichung meines Lebenstraums und diese Erfahrung möchte ich an andere weitergeben. Sportliche Betätigung ist das A und O für eine gesunde Psyche. Außerdem ist der Aufbau von sozialen Kontakten das Beste, was einem passieren kann!“
Nach ihrer Tätigkeit als Botschafterin greift Neudolt wieder am Badminton-Court an. Für sie geht es Ende September zur EM in Palanga (LIT). „Die Vorbereitung auf die Europameisterschaft ist noch besser gelaufen als erwartet. Ich konnte verletzungsfrei trainieren und freue mich jetzt schon auf den Wettkampf – mein Ziel ist die Titelverteidigung“, zeigt sie sich zuversichtlich. Getrieben von Ambitionen geht der Blick auch schon in Richtung 2023, wo in Para de Minas (BRA) die Badminton-WM für Gehörlose am Programm steht. Auch dort will Neudolt groß aufspielen: „Ich rechne mir gute Chancen auf einen Podestplatz aus, das Ziel ist jedoch ein anderes: Ich will den Weltmeistertitel!“