Kür-Silber für Puch am Schicksalstag

Er hat’s schon wieder getan! Pepo Puch gewinnt am Montagabend bei den Paralympischen Spielen in Tokio seine zweite Medaille. Nach Silber im Individual Test reitet der Steirer mit Sailor’s Blue auch in der Kür auf Rang zwei – und das auf den Tag genau 13 Jahre nach seinem folgenschweren Unfall. „Es war ein phänomenaler Ritt, einfach fantastisch. Ich könnte vor lauter Freude über unsere Leistung einen Rückwärtssalto machen“, jubelt der 55-Jährige. Es war bereits das dritte Edelmetall für das Paralympic Team Austria in Japan.

Die Farbe der Medaille war im Equestrian Park von Tokio nebensächlich. „Als Reiter strebe ich nach der perfekten Harmonie mit meinem Pferd, und heute kann ich wirklich sagen, dass wir es nicht hätten besser machen können“, waren die 81,007 Prozentpunkte ein neuer Höchstwert für Pepo Puch und Sailor’s Blue bei einem Championat in der Kür.

Zur Musik von Rhapsody Blue, einer langsamen Jazznummer, zeigten die beiden eine Weltklasseleistung: „Das Schöne an der Kür ist, dass du jeden Blödsinn reiten kannst, weil keiner weiß, was du eigentlich machen wolltest“, scherzte Puch, der sich auch bei Luggi Mayer bedankte.

Der Tiroler ist der Mann hinter der Musikauswahl, hat den Ausnahmereiter beim Swarovski-Turnier am Schindlhof darauf aufmerksam gemacht und dann auch entscheidend beim Feinschliff mitgeholfen. Von der ersten bis zur neunten Version, die nun in Tokio gelaufen ist. Dazwischen lagen viele Ritte mit Metronom, um die perfekte Kür auszutüfteln. „Wir mussten einige Male zurück an den Start, immer wieder etwas ändern – aber es hat sich ausgezahlt.“

In den nächsten Wochen wird das Silber-Medley jedoch nicht ganz so oft laufen. „Am Anfang findet man es lässig, aber die letzten drei Monate habe ich es mindestens einmal am Tag gehört. Jetzt brauchen alle im Team eine Pause!“

Dass er seine bereits sechste paralympische Medaille ausgerechnet am Tag seines folgenschweren Unfalls bei einer Vielseitigkeitsprüfung gewann, war nur eine Randnotiz. „Ich hatte ein Leben vor dem Unfall, das total lässig war. Aus der Obersteiermark in die große Welt und auf alle wichtigen Turniere, bis hin zu den Olympischen Spielen. Dann hatte ich den Unfall. Natürlich ist mein Leben jetzt ein anderes, aber es ist auch lässig. Ich bin froh und glücklich, dass ich all das erleben darf“, hat der gelernte Rauchfangkehrer mit seiner Geschichte auch schon viele Menschen inspiriert.

„Ich sehe es nicht als ‚Schicksalstag‘, das Datum ist sonst auch nicht wirklich präsent. Das Wichtigste bei einer Verletzung oder Krankheit ist, dass man es annimmt und sich mit der Situation auseinandersetzt. Ich habe es damals angenommen und dadurch ist es stetig vorwärts gegangen.“

Auch dank seiner Pferde, die dabei eine wichtige Rolle gespielt haben und nach wie vor spielen. „Früher habe ich die Pferde ausgebildet, jetzt bilden sie mich aus und helfen mir, meine Schmerzen zu reduzieren.“

Sehr zufrieden war auch Julia Sciancalepore: Mit Heinrich IV holte die Kärntnerin in der Kür 71,060 Prozentpunkte und somit den 7. Platz im Finale. „Ein paar Stunden vor dem Bewerb hatte ich ein kleines mentales Down, es war irgendwie alles durcheinander. Mit der Hilfe des Teams habe ich mich dann beruhigt und fokussiert.“

Im Viereck war von einem Down nichts zu merken, ganz im Gegenteil. Die 25-Jährige zeigte zu „Cover Me In Sunshine“ von Pink eine blitzsaubere Kür: „Das Finale bei den Paralympics war mein großes Ziel. Das Gefühl, hier gemeinsam mit Heini reiten zu können, war unbeschreiblich.“

Heinrich IV, laut Sciancalepore eine „richtige Diva“, konnte sich im richtigen Moment fokussieren: „Kaum waren wir mit der Kür fertig, hat er schon wieder seitlich überall geschaut und war abgelenkt.“ Die Belohnung für den Sportpartner? „Müsli, Äpfel, alles was er will – nur kein Kaffee.“