Jakob Schubert hat seiner beeindruckenden Medaillensammlung eine weitere hinzugefügt: Der 32-jährige Innsbrucker gewann bei der Kletter-WM in Bern (1. bis 12. August) die Goldmedaille im Vorstieg. Mit seinem vierten Weltmeistertitel im Vorstieg ist er nun alleiniger Rekordhalter.
Nächstes Großereignis, nächstes Edelmetall für Jakob Schubert. Der Olympia-Bronzemedaillengewinner ist seinem Status als Medaillenbank wieder einmal gerecht geworden. In einem packenden WM-Finale sicherte sich der Heeressportler in Bern die Goldmedaille im Vorstieg. Mit 48+ Griffen setzte er sich knapp vor Japans Youngster Sorato Anraku (48) durch, der Deutsche Alexander Megos (40) holte Bronze.
„Wie ein Heimbewerb“
„Das Finale war megacool, die Stimmung in der Arena beeindruckend. Es hat sich fast angefühlt wie Heimpublikum. Als ich von der Wand gekommen bin und gehört habe, dass ich führe, war die Freude riesengroß. Ich konnte es so richtig genießen“, so Schubert, der als Dritter des Halbfinals im Finale als Drittletzter startete und eine Medaille somit sicher hatte. Da Adam Ondra (CZE) und Toby Roberts (GBR) in Folge auf der trickreichen Route früh scheiterten, wurde es Gold.
„Es ist dann alles sehr schnell gegangen, plötzlich stand ich als Sieger fest. Ich wurde fast überrumpelt von den Emotionen. Es ist jedenfalls cool zu sehen, dass so viele Junge Leute im Klettern nachkommen – heute konnte ich den Angriff noch einmal abwehren. Sorato ist 16 Jahre alt und trotzdem kann ich genauso viel von ihm lernen, wie er von mir. Das macht den Klettersport so besonders“, freute sich der Tiroler.
Rekorde und Bestenlisten
Mit seiner vierten WM-Goldmedaille im Vorstieg ist Schubert nun alleiniger Rekordhalter, insgesamt hat er bereits zehn WM-Medaillen gewonnen. „Natürlich denkt man auch über solche Rekorde und Bestenlisten nach. Ich bin extrem stolz, dass ich in die Geschichtsbücher eingehe. Es ist schon cool, dass mir das gelungen ist – gleichzeitig hoffe ich, dass es noch nicht die letzte Medaille war.“
Seine erste WM-Medaille holte Schubert vor über zehn Jahren, 2011 in Arco. Zwölf Jahre später kürte er sich in Bern zum ältesten Weltmeister der Kletter-Geschichte. Geht es nach ihm, soll in wenigen Tagen bereits das elfte Edelmetall folgen: Im Boulder&Lead-Bewerb werden die ersten drei Tickets für die Olympischen Spiele Paris 2024 vergeben.
Jubel mit Ziegengeräuschen
„Das Zwischenziel Einzelmedaille kann ich abhaken, jetzt gilt der volle Fokus der Kombination. Das war das eigentliche, große Ziel bei dieser Weltmeisterschaft“, hat Schubert noch nicht genug.
Nach dem Vorstiegs-Triumph wurde Schubert nicht nur von den tausenden Fans in der PostFinance Arena gefeiert, zahlreiche andere Kletter-Asse standen Schlange, um zu gratulieren. Das restliche KVÖ-Team ließ den insgesamt fünffachen Weltmeister hochleben. „Der Beste aller Zeiten“, merkte Nicolai Užnik an und machte dabei Ziegengeräusche. Mit der Ziege wurde Schubert schon öfter in Verbindung gebracht, in Zukunft wohl noch öfter. Als „GOAT“ („Greatest Of All Time“) werden – vorrangig im US-Sport – die besten Sportler:innen aller Zeiten in den jeweiligen Sportarten bezeichnet, im Wettkampfklettern ist dies für viele Leute Schubert.
Pilz auf Rang sechs
Jessica Pilz war Österreichs einzige Vertreterin im Lead-Finale der Damen. Mit 39 Griffen belegte die in Innsbruck lebende Niederösterreicherin den sechsten Platz. „Schade, ich hätte mir mehr erhofft. Aber die Finalroute war schon sehr früh sehr anstrengend, ich war einfach leer“, so die WM-Goldmedaillengewinnerin 2018. Mattea Pötzi schied im Halbfinale aus und belegte Rang 21.
Eine Überraschung gab es bei den Damen an der Spitze: Die 19-jährige Japanerin Ai Mori sicherte sich vor Olympiasiegerin Janja Garnbret die Goldmedaille, Chaehyun Seo (KOR) holte Bronze.
Am Montag steht bei der Kletter-WM ein Ruhetag an, ehe am Dienstag die Qualifikation im Paraclimbing ansteht.