Das Olympiamärchen von Johannes Strolz ist auch noch einige Monate nach den großartigen Erfolgen des Vorarlbergers täglicher Begleiter. In der Krone Vorarlberg hat der Doppel-Olympiasieger in Ruhe über seinen großen Erfolg, die 42 Tage zwischen seinem ersten Weltcupsieg und der zweiten Goldmedaille gesprochen. Aber eines ist unumstritten: Strolz stand schon mehrfach vor dem Karriereende und hat anderen SportlerInnen, die gerade in einer schwierigen Phase stecken, mit seinem Märchen einen zusätzlichen Ansporn gegeben. „Diesen Leuten mit meiner Geschichte Mut gemacht zu haben, das freut mich wirklich sehr“, ist sich der 29-Jährige seiner Rolle bewusst.
Kurz gesagt: 42 Tage haben das Leben von Johannes Strolz um 180 Grad gedreht. Vom akribischen Arbeiter mauserte sich der Vorarlberger zum Olympiahelden. „Es hat sich viel geändert, absolut! Speziell der 9. Jänner war so ziemlich der größte Wendepunkt meiner bisherigen Karriere. Ich hatte schon davor gewisse Kurven gerade noch gekratzt. Aber das, was da passiert ist, war natürlich vom einen Extrem ins andere. Vom Kaderlosen, der selbst die Skier richtet und kurz vor dem Aus ist, zum Weltcupsieger. Das war schon verrückt“, blickt der 29-Jährige auf den Starschuss seines, zu diesem Zeitpunkt noch nicht für möglich gehaltenen, Skimärchen zurück.
Strolz nahm das Heft selbst in die Hand und trat einige Wochen später in die Fußstapfen seines Vaters, holte bei den Olympischen Spielen in Peking in der Kombination sensationell Gold. Silber im Slalom und Gold im Team-Bewerb sollten Strolz zum erfolgreichsten heimischen Sportler in China machen.
Aber der Weg dorthin war von zahlreichen Herausforderungen geprägt: „Der Winter selbst war anstrengender als die Zeit danach. Nach dem Sieg in Adelboden war Olympia sofort ein Thema. Da war dann auch viel Bürokratisches zu erledigen. Sachen, wofür du als Slalomfahrer Mitte Jänner eigentlich keine Zeit hast. In Kitzbühel habe ich mir vor dem zweiten Durchgang gedacht ,Scheiße, ich bin echt am Limit’. Da hatte ich das Gefühl meine Beine nicht mehr schnell genug durch die Torkombinationen zu bringen. Auch bei den Rennen nach Olympia habe ich gemerkt, dass ich meine Konzentration nicht mehr auf dem Niveau halten konnte, mit dem ich fahren will“, erklärt der Doppel-Olympiasieger, der natürlich Begehrlichkeiten hervorgerufen hat und als wertvoller Tippgeber herhalten musste: „Es waren schon einige, die wissen wollten, wie ich gewisse Dinge angegangen bin, was ich an ihrer Stelle machen würde. Aber es waren nicht nur Sportler. Es waren Menschen aus allen Lebensbereichen, in teilweise sehr schwierigen Situationen. Diesen Leuten mit meiner Geschichte Mut gemacht zu haben, das freut mich wirklich sehr.“
Aber nun steht bereits wieder die Vorbereitung auf den WM-Winter im Vordergrund. Die Qualifikation für die Weltmeisterschaft hat es allerdings in sich. Mit Marco Schwarz, Michael Matt, Adrian Pertl und Manuel Feller hat der Vorarlberger aber starke interne Konkurrenz – somit wird ein Medaillengewinner nicht starten können. Aber was sind nach drei Olympiamedaillen die Ziele für die kommende Saison?
„Die sind ganz klar: Ich möchte um Siege und um Medaillen bei der Weltmeisterschaft in Courchevel mitfahren. Da heißt es aber zuerst gute Ergebnisse zu erzielen, damit ich überhaupt einen Platz im WM-Team bekomme. Es ist ein riesengroßer Vorteil in einem so starken Team wie dem unseren zu trainieren. Andererseits ist es aber auch ein riesengroßer Nachteil, da man sich schon davor gegen alle anderen durchsetzen muss.“