Das Schwierigste ist der Weg nach Tokio

Karate ist in Tokio 2020 zum ersten Mal olympisch. In genau einem Jahr zählen European Games-Goldmedaillengewinnerin Bettina Plank und Co. zu den großen Medaillenhoffnungen in Japan.

„Am Schwierigsten ist der Weg nach Tokio. Wenn unsere Athleten die Qualifikation geschafft haben, haben sie alle das Zeug dazu auch Medaillen zu holen“, ist Karate Austria-Generalsekretär Ewald Roth überzeugt.

Die Erfolge der letzten Monate bestätigen seine Worte. Allen voran Bettina Plank in der Klasse bis 50 Kilogramm, die zuletzt nach WM-Bronze und EM-Silber, Gold bei den European Games in Minsk geholt hatte. Einzig Wermutstropfen bleibt der Bänderriss, den die Vorarlbergerin im Finalkampf gegen die Nummer 1 der Welt, Serap Ozcelik Arapoglu, erlitt.

„Der Heilungsprozess läuft nach Plan, in drei Wochen bin ich noch einmal bei Dr. Lukas Brandner in Wien zum MRT. Ich trage brav meine Schiene und spüre, dass ich mit jedem Tag stabiler werde. Ich kann mein Knie auch wieder ganz beugen“, sagt Bettina Plank, die gerade von einem Kurzurlaub aus Gran Canaria in ihre Wahlheimt Linz zurückgekehrt ist und ihr Aufbauprogramm derzeit im Olympiazentrum Oberösterreich vorantreibt.

Die Heeressportlerin liegt derzeit im Olympiaranking auf Platz 5, wird im August durch die eroberten Punkte in Minsk auf Position 3 aufrücken. Dennoch bleibt Plank am Boden: „Diese Position ist tatsächlich ein Wahnsinn für mich, weil ich weiß, dass ich die Olympiaqualifikation tatsächlich schaffen kann. Aber fix ist noch gar nichts. Für mich heißt es jetzt gesund werden, den Fokus halten und für die nächsten Wettkämpfe bereit sein. Die wichtigen Monate bis zur letzten Qualifikationschance beim Turnier in Paris Anfang Mai 2020 liegen noch vor uns.“

Dies gilt im Besonderen für Planks Teamkollegin und Ex-Weltmeisterin Alisa Buchinger. Sie liegt nach einem Wechsel der Gewichtsklasse von bi 68 kg auf bis 61 und wieder zurück auf Weltranglistenposition 22. „Ich stehe derzeit natürlich extrem unter Druck, versuche aber, mein Ding durchzuziehen und dranzubleiben.“ Die restlichen Turniere im Jahr 2019 in Tokio (JPN, Premier League, 6.-8.9.), Santiago (CHI, Karate1 Series A, 20.-22.9.), Moskau (RUS, Premier League, 4.-6.10.) und Madrid (ESP, Premier League, 29.11.-1.12.) werden vorentscheidend sein.

Ewald Roth zählt auch noch zwei Herren zu seinen Olympiahoffnungen: „Stefan Pokorny in der Klasse bis 67 Kilogramm und Luca Rettenbacher in der extrem umkämpften Klasse bis 75 Kilogramm habe ich für das Qualifikationsturnier in Paris im Mai 2020 beide auf der Rechnung. Dort treten nur noch alle nicht für Olympia-Qualifizierten gegeneinander an, die Top-3 in jeder Klasse bekommen ein Olympia-Ticket. Diesen beiden Jungs traue ich eine Überraschung zu.“

Großer Jubel in Rot-Weiß-Rot: Der Vorarlberger Oluwatosin Ayodeji holt am Dienstag im Weitsprung die erste Medaille für das Youth Olympic Team Austria bei den Europäischen Jugendspielen in Baku – und diese glänzt gleich in Gold!

„Absoluter Wahnsinn! Die Freude ist riesengroß, ich hätte niemals damit gerechnet, hier Gold zu holen“, war Ayodeji im ersten Moment sprachlos. Seine Goldmedaille hatte auch historische Dimensionen, war es doch die erste für Vorarlberg beim Sommer-EYOF.

Nach seinem Quali-Sieg am Vortag startete der 16-Jährige verhalten ins Finale. Die ersten drei Sprünge verliefen nicht nach Wunsch, der Fussacher musste um die Qualifikation für die finalen drei Sprünge – nur die besten Acht des zwölfköpfigen Starterfeldes durften drei weitere Mal antreten – zittern: „Ich wusste bis zuletzt nicht, ob es reicht. Ich habe einfach nur gehofft, dass es sich ausgeht.“

Der Rekordsprung

Als Achter rutschte er gerade noch in die Medaillen-Entscheidung – und dort ging im fünften Versuch der Kopf endlich auf – 7,31 Meter! An dieser Weite bissen sich die Konkurrenten die Zähne aus, so konnte Ayodeji auch einen Fehlversuch im letzten Sprung verkraften.

„Der fünfte Sprung hat sich einfach super angefühlt. Ich habe irgendetwas anders gemacht, aber ich weiß selbst nicht so genau was. Nach den ersten drei Sprüngen wurde ich lockerer und wollte einfach zeigen, was ich kann“, so das ÖLV-Talent, das vor der Reise nach Aserbaidschan noch Workshops absolvierte und eine Förderung für neues Material erhielt – beides finanziert aus dem Gewinn der Europäischen Olympischen Jugend-Winterspiele 2015 in Montafon und Liechtenstein.

Erstes EYOF-Gold für Vorarlberg

7,31 Meter bedeuteten neuen persönlichen Rekord: „Die 7,26 in der Quali waren ja schon eine neue Bestmarke! Dass ich diese jetzt noch einmal übertreffen konnte, ist unglaublich. Gold bei den Europäischen Olympischen Jugendspielen – das hört sich so gut an.“

Insgesamt war es die 12. Goldmedaille für Österreich bei EYOFs, in Baku steigt die 15. Ausgabe der Europäischen Olympischen Jugendspiele. Gleichzeitig war es das erste Gold für Vorarlberg bei diesem Event.

ÖOC-Delegation als Motivation

„Wirklich? Das wusste ich nicht“, war Ayodeji überrascht, „das ist natürlich noch einmal besonders. Ich versuche, das alles zu genießen.“

Angefeuert wurde der 1,86-Meter-Teenager im Tofiq Bahramov Stadium von zahlreichen Teamkollegen, Betreuern und einer ÖOC-Delegation um Präsident Karl Stoss, Generalsekretär Peter Mennel, Chef de Mission Christoph Sieber und Philipp Trattner, Sektionschef im Bundesministerium für Öffentlichen Dienst und Sport.

Die lautstarke Unterstützung war zusätzliche Motivation: „Ich habe das alles mitbekommen. Es ist wirklich toll, dass so viele gekommen sind, um mich anzufeuern.“

Die EYOF-Goldmedaille ist der größte Erfolg seiner noch jungen Laufbahn. „Mit Sicherheit ist das mein wichtigster Erfolg. Ich habe zwar einige Staatsmeistertitel, aber diese Medaille hier übertrifft alles“, so der Vorarlberger. Gleichzeitig soll es nicht die letzte Medaille bei Großereignissen bleiben.

Ayodeji: „Auch wenn es schwer ist: Ich will eines Tages zu Olympischen Spielen und dort um eine Medaille springen.“