Dressur-Team fixiert Olympia-Ticket

Dressur Team EM

Nach der sensationellen EM-Bronzemedaille der Springreit-Equipe in der Vorwoche in Mailand, der damit auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele Paris 2024 gelang, löste im deutschen Riesenbeck auch das Dressur-Team das Ticket für Paris 2024. Und dies in eindrucksvoller Weise: mit einem siebenten EM-Gesamtrang und als beste der in Frage kommenden Nationen.

Equipe-Chefin Uschi Barth jubelte nach der fixen Qualifikation: „Liebe Grüße an die Springreiter, wir kommen auch! Nein im Ernst, das ist mehr als positiv. Denn es ist schwer so eine Leistung zu planen. Das ist nur möglich, wenn jeder das abliefert was möglich ist. Und das ist gelungen. Es hat keiner umgeschmissen, keiner unter 70 Prozent!“ Teamgeist vor Einzelleistung, diese Taktik hatte sich bezahlt gemacht.

Für die 38-jährige Victoria Max-Theurer war die Europameisterschaft in Riesenbeck bereits die zehnte in ihrer erfolgreichen Karriere. Seit drei Jahren reitet sie Abegglen und war mit ihm schon vor zwei Jahren bei der EM in Hagen am Start, damals erreichten die beiden im Grand Prix 73,106 %. Diesmal waren die Umstände ungleich nervenaufreibender, aber die Oberösterreicherin bewies in der Morgensession, dass man immer mit ihr rechnen kann. Am Ende standen 73,230 % am Scoreboard.

Die fünffache Olympia-Teilnehmerin Victoria Max-Theurer analysierte: „Er ist ein sehr sensitives Pferd und wir wollte kein volles Risiko eingehen. Ich wollte ihm Vertrauen geben, sicher kann man die eine oder andere Lektionen noch besser reiten. Beim Einreiten merkte man ihm noch an, hoppla jetzt gehts los, dann war er aber doch super relaxed. Im Schritt war er sicherlich etwas hibbelig, aber er ist ein sensibles Pferd, da kann das passieren. Dafür gab es wieder andere Highlights, ich denke es war sehr harmonisch, was wir zeigten, wir sind happy, dass wir fürs Team ein solides Ergebnis abgeliefert haben und ich bin auch dankbar, dass ich dabei sein darf!“

Am Vormittag gab sich Lebenspartner Stefan Lehfellner noch entspannt und locker und bekannte: „Ich bin bei Vicis Ritten viel nervöser als bei meinen eigenen. Natürlich hat man als Schlussreiter eine etwas höhere Anspannung, aber das gehört einfach beim Sport dazu.“

„Ritt auf der Rasierklinge“

Vor dem Schlussreiter lag Österreich damit sogar sensationell auf Rang 5! Aber die unmittelbaren Konkurrenten Spanien, Portugal und Belgien lauerten nur knapp dahinter. Und man konnte die Spannung im Stadion förmlich spüren als Stefan Lehfellner auf seinem Roberto Carlos einritt. Beim Interview bekannte Lehfellner dann auch: „Das war ein Ritt auf der Rasierklinge!“ Und die Richter blieben mit ihren Noten anfangs noch zurückhaltend, erst gegen Ende der Prüfung wagten sie sich in die 75%-Zone. Am Ende wurden es 71,165 % und das rot-weiß-rote Team musste abwarten was in den folgenden Ritten passiert.

Aber gleich beim nächsten Teilnehmer, dem Spanier Juan Antonio Jimenez Cobo, war die Messe gelesen – Österreich hatte die Qualifikation geschafft! Und ein erleichterter und jubelnder Stefan Lehfellner stellte sich den Reporterfragen. „Der Ritt mit Roberto zeigte mir, dass wir beide sehr stark zusammengewachsen sind. Ich kenne ihn gut und weiß was ich wann machen kann, damit ich verhindere, dass er seine Geister sieht. Wir waren hier, um uns für unser Land für Olympia zu qualifizieren und dass wir es geschafft haben, ist fantastisch!“

Später analysierte er noch detaillierter: „Der Ritt war im Vergleich zu Aachen etwas unsicherer, weil er mehr geguckt hat und nicht so bei meinen Hilfen blieb. Nichtsdestotrotz hat er die Kernlektionen des Grand Prix gut absolviert. Ich bin sehr stolz, dass er das heute so gemacht hat.“ Lehfellner konnte auch auf seine Leistung stolz sein: „Die Umstände bei so einer Veranstaltung machen schon sehr viel Druck. Natürlich war ich auch vorher nervös, aber sobald ich einreite, weiß ich, dass ich alles geben muss und mich auf mein Pferd verlassen kann.“ Und ähnlich wie Christian Schumach und Te Quiero am ersten Tag gelang dem Paar eine fulminante Schlusslinie, die sich auch mit wichtigen Punkten in der Wertung niederschlug.

Die letzten Wochen brachten damit Riesenerfolge für den österreichischen Pferdesport, der bei den Europameisterschaften mit Qualität aufhorchen ließ. Und so wird Österreich in Paris mit jeweils drei Reiter:innen plus Ersatzreiter fix in Dressur und Springen vertreten sein. In der Vielseitigkeit liegt Lea Siegl in der Einzelqualifikationsliste souverän in Führung und hat damit ebenso die Chance bei Olympia dabei zu sein. Das letzte Mal war es in Athen 2004, dass Österreichs Reitsport zwei komplette Teams (damals Dressur und Vielseitigkeit) entsenden konnte.

Die beiden übrigen Startplätze für Paris eroberten bei der EM übrigens die Belgier und die Spanier, während Portugal in allerletzter Sekunde auf der Strecke blieb. Der Kampf um die Mannschafts-Medaillen war eine klare Sache: Großbritannien holte Gold, die Deutschen gewannen Silber und Bronze wanderte nach Dänemark.