Nach dem Ende der Kletter-EM in München zieht das KVÖ-Team Bilanz: Im Rahmen der European Championships konnte das rot-weiß-rote Aufgebot in acht Bewerben vier Medaillen gewinnen. Draufgabe war die Goldmedaille durch Nicolai Užnik, der eine sieben Jahre lange Durststrecke beenden konnte.
Am Freitag trat der letzte Teil des KVÖ-Teams die Heimreise an. Im Gepäck: Zweimal Gold (Jakob Schubert, Nicolai Užnik), einmal Silber und einmal Bronze (jeweils Jessica Pilz). Mit der Goldmedaille im olympischen Boulder&Lead-Bewerb gelang Jakob Schubert der perfekte Abschluss.
„Dieses Event wäre mir auch ohne Medaille immer in Erinnerung bleiben. Jetzt bleibt es mir mit einem megageilen positiven Abschluss in Erinnerung“, zeigte sich der vierfache Weltmeister von den European Championships in der bayrischen Metropole begeistert. „So eine Stimmung, es war ein megafaires Publikum, das jeden gleich angefeuert hat. Es hat so Spaß gemacht. Ich bin froh, dass ich das auch mit einer Goldenen noch küren konnte.“
Paris 2024 das große Ziel
Nach vier WM-Goldmedaillen war es der erste Europameistertitel für den 31-jährigen Innsbrucker. „Jetzt habe ich das auch endlich abgehakt. Es haben schon immer wieder Leute gefragt, warum ich viermal Weltmeister und Olympia-Medaillengewinner bin, aber nicht Europameister“, kann Schubert lachen. Einzig fehlende Goldmedaille ist nun jene bei den Olympischen Spielen. In Tokio wurde es nach einem dramatischen Finale die Bronzemedaille, in Paris 2024 greift Schubert erneut an. „Die Goldene ist ein perfekter Auftakt auf dem Weg nach Paris.“
Die Olympia-Qualifikation startet nächstes Jahr. Ein Mitgrund, warum Schubert die Wettkampf-Saison schon fast für beendet erklärt: „Die nächsten zwei Jahre bis Paris werden wieder sehr intensiv, deswegen werde ich die restlichen Weltcups in dieser Saison auslassen und mich Felsprojekten widmen.“ Einzige Ausnahme: Der nächste Boulder&Lead-Bewerb in Japan im Oktober. „Es war ein guter erster Vergleich, aber bei einer EM fehlen bekanntermaßen ein paar Nationen. Ich will schon sehen, wo ich im Vergleich mit dem Rest der Welt stehe.“
Pilz räumt einmal mehr ab
Jessica Pilz geht es in der zweiten Saison-Hälfte ähnlich an, wird aber zumindest die beiden Lead-Weltcups in Koper (SLO) und Edinburgh (GBR) Anfang September bestreiten sowie den Olympia-Bewerb in Japan bestreiten. „Ich merke schon, dass die Saison lange dauert. Noch fühle ich mich aber fit genug, einige Weltcups zu bestreiten.“
Mit Silber und Bronze bilanziert die 25-jährige Niederösterreicherin zufrieden. Einziger Wehrmutstropfen war der suboptimale Olympia-Bewerb, bei dem es aufgrund zu leichter Routen kaum Möglichkeiten gab Plätze gutzumachen. „Es braucht einfach möglichst viele Bewerbe in dem Format, mit jedem wird man dazulernen. Vom Klettern her ändert sich nicht viel, man muss in beiden Disziplinen voll dabei sein.“
Sieben lange Jahre
Dieses Motto verfolgt auch Nicolai Užnik , wobei der Kärntner im Lead noch Aufholbedarf hat. Im Bouldern zeigte er mit dem Europameistertitel sein großes Potenzial. „Endlich ist es nach den vierten Plätzen einmal aufgegangen. Dass Jakob auch mit Gold nach Hause fährt, macht es noch spezieller, einfach genial.“
Der Trubel nach der Goldmedaille war unerwartet und groß. „Wenn man daran denkt, wie es ist zu gewinnen, denkt man an die Momente an der Wand – aber nicht daran, was danach alles passiert. Daran muss man sich auch erst einmal gewöhnen“, so der 22-Jährige, der in seiner Heimat Kärnten für Furore sorgte. „Das ganze Dorf war begeistert, es hat Public Viewing am See gegeben und ich habe hunderte Nachrichten erhalten. Von der Bürgermeisterin bis hin zum Landeshauptmann.“
Historisch war die Goldmedaille allemal, Užnik beendete damit eine rot-weiß-rote Durststrecke. Seit 2015, als Anna Stöhr (Silber) und Katharina Saurwein (Bronze) bei der EM in Innsbruck im Bouldern jubeln konnten, holten neben Pilz und Schubert keine KVÖ-AthletInnen Medaillen bei Großereignissen in der allgemeinen Klasse. „Das war definitiv die Draufgabe und es zeigt, dass mit harter Arbeit einiges möglich ist“, freute sich auch KVÖ-Sportdirektor Heiko Wilhelm. „Wir haben im Jugendbereich sehr gute Leute, der Übergang in den Erwachsenenbereich ist im Klettern allerdings äußerst trickreich. Wir arbeiten im Verband auf Hochtouren an einem Konzept und gehen der Frage nach, wo wir ansetzen können.“