Pöltl: „Es ist ziemlich frustrierend“

Die San Antonio Spurs laufen in der aktuellen NBA-Saison dem erwarteten Erfolg hinterher. Mit einer 7:14-Bilanz liegt der Klub des Österreichers Jakob Pöltl mit Rang 12 in der Western Conference klar außerhalb der Playoff-Plätze.

Der Wiener selbst ist nach einem schwierigen Start besonders in der Defense einer der Eckpfeiler des Teams. Trotz des Frusts über die Teamleistungen ist die Zuversicht des Centers im Interview ungebrochen. Eine Zwischenbilanz nach dem ersten Viertel des Grunddurchgangs in der stärksten Basketball-Liga der Welt.

Nach einem gelungen Saisonstart (Serien von 4 Siegen und 1 Niederlage, danach 5-3) habt ihr von den letzten 13 Spielen elf verloren. Woran hapert es?

Jakob Pöltl: Ich denke, wir haben danach nicht um so viel schlechter gespielt als zu Beginn der Saison. Für mich wirkt es so, als würden wir nicht aus unserem eigenen Kopf herauskommen, als stünden wir uns selbst im Weg. Das Selbstvertrauen und die Energie sind nicht da, wir schaffen es nicht, in den Spielen unser volles Potenzial abzurufen. Zu Hause und gegen bessere Teams schaffen wir es eher, auswärts und gegen mittelstarke und schwächere Teams weniger. Es ist auf jeden Fall ziemlich frustrierend.

Wie ist der Zugang der Coaches rund um Trainerlegende Gregg Popovich (der seit 1996 die San Antonio Spurs coacht) zu dieser schwierigen Situation?

Pöltl: Sie wollen, dass wir nicht so sehr auf die Ergebnisse, sondern mehr auf die Performance achten. Aber es ist nicht so einfach sich keine Gedanken über die Ergebnisse zu machen, wenn man einige Spiele in Folge verliert oder es nicht schafft, die Wende herbeizuführen und mehrere in Serie zu gewinnen.

Neben der Defense, die noch immer eine Baustelle ist, macht auch die schwankende Dreier-Quote Sorgen.

Pöltl: Das hängt meiner Meinung nach alles zusammen und auch vom Selbstvertrauen und Rhythmus ab. Wenn wir hinten erfolgreich verteidigen, kommen wir ins Laufen und es fallen vorne auch die Würfe, wie zum Beispiel im Spiel gegen die Clippers. Wenn die Erfolgserlebnisse selten sind, fallen auch die Videosessions nicht angenehm aus, was wiederum vor allem für die jüngeren Spieler nicht einfach ist.

Du persönlich hast gute Werte, besonders wenn man tiefgehender auf die Stats schaut: Mit dir auf dem Feld seid ihr vor allem defensiv deutlich stärker, aber auch offensiv. Hast du persönlich ebenfalls das Gefühl, dass du Impact lieferst?

Pöltl: Vor allem seit ein paar Wochen fühle ich mich sehr wohl. Ich merke, dass ich einen positiven Einfluss auf das Spiel habe – vor allem, wenn ich mit der Bank drauf bin, da haben wir vom letzten Jahr noch eine gute Chemie.

Du stehst nun wieder regelmäßig in der Starting Five. Die Starter-Rolle ist dir persönlich nicht so wichtig, aber gerade zu Saisonbeginn hast du weniger Minuten bekommen als wahrscheinlich erwartet.

Pöltl: Ich habe am Anfang der Saison einfach nicht gut gespielt, habe Basics und Energie nicht so gebracht, wie man es von mir kennt. Irgendwann habe ich wieder zu meinem Spiel gefunden, sind Selbstvertrauen und Selbstverständlichkeit wiedergekommen. Dadurch habe ich mir wieder mehr Minuten und das Vertrauen des Trainers erarbeitet.

Du blockst in den letzten Wochen sehr viele Würfe, einzig die Feldwurfquote ist etwas schwächer als letzte Saison.

Pöltl: Die Blocks sind eine Folge des Gesamtpakets, der Energie, der Aktivität in der Defense. Beim Abschluss ist noch Luft nach oben. Ich probiere heuer sicher ein bisschen mehr, habe also nicht nur einfache Sitzer, darunter leidet die Quote auch ein wenig. Vor allem aber war der Offensiv-Rhythmus zu Saisonbeginn noch nicht so da, es läuft jetzt schon deutlich besser, der Weg stimmt.

Du hast gesagt, die Situation ist frustrierend. Dennoch betont auch Coach Popovich, dass ihr die Spurs seid und ihr das schon wieder hinkriegen werdet. Wie optimistisch bist du?

Pöltl: Ich bin weiterhin ziemlich zuversichtlich, aber natürlich ist klar: Es muss etwas passieren. Wir haben das Zeug und die Leute dazu, wieder die Playoffs zu schaffen. Der Kader ist sogar etwas besser als in der letzten Saison. Wir wissen, dass wir besser sind als unser derzeitiger Output. Es ist auch eine Frage der Zeit, bis es wieder läuft.

Der Rückstand auf die Playoff-Plätze ist noch überschaubar, dennoch wird es nicht einfach. Die Top-Teams im Westen scheinen euch doch klassemäßig voraus zu sein und es drängen weitere Teams wie Blazers oder Thunder nach schwachen Starts nach vorne.

Pöltl: Dass es eng werden wird, war auch schon vor der Saison klar. Wir haben gerade einmal 21 Spiele hinter uns, es ist noch nicht viel entschieden.

Welche Teams haben dich im ersten Saisonviertel überrascht?

Pöltl: Die Raptors spielen trotz Verletzungsproblemen ziemlich gut, das ist cool zu sehen. Von den Lakers hätte ich nicht erwartet, dass sie so früh schon so gut sind.