Was für ein Finish im Olympischen Kombinations-Bewerb! Jakob Schubert holte dank eines furiosen Vorstiegs mit letzter Kraft noch die Bronzemedaille in Tokio.
Der Olympiasieg ging an den Spanier Alberto Gines Lopez, Silber an Nathaniel Coleman (USA).
Schubert startete mit Platz 7 im Speed-Bewerb in das Finale. Im Bouldern gelang ihm gleich am ersten von drei Problemen das Top, er musste sich aber mit Rang fünf in der Teilwertung zufriedenstellen. Mit zwischenzeitlich 35 Punkten lag Schubert vor dem Vorstieg an der siebten und letzten Stelle – der Franzose Bassa Mawem war aufgrund einer Verletzung nicht angetreten.
„Den Frust an die Wand gebracht“
„Ich wusste natürlich, dass ich im Vorstieg alles herausholen muss – habe aber geglaubt, dass es selbst mit Platz eins nicht reichen würde. Es war ein Fight bis zum Schluss, der Vorstieg hat mir wieder einmal eine Medaille beschert – es ist einfach großartig“, jubelte der dreifache Weltmeister nach der ersten Kletter-Medaillenentscheidung bei Olympischen Spielen.
Im Vorstieg trat der 30-jährige Tiroler als Quali-Sieger als letzter Athlet an. Schubert schaffte mit einem Kraftakt als einziger Athlet das Top. „Ich kann es noch gar nicht realisieren, es ist so viel gegen mich gelaufen. Im Bouldern war ich mit der Leistung zufrieden, aber das Ergebnis hat nicht gepasst. Im Vorstieg wusste ich, dass es extrem knapp wird. Irgendwie konnte ich den ganzen Frust auf die Wand bringen. Zuerst habe ich es gar nicht gecheckt, erst als Reini (KVÖ-Coach Reinhold Scherer/Anm.) mir gedeutet hat, dass ich Dritter bin, konnte ich es glauben. Was für ein Moment, den werde ich so schnell nicht vergessen.“
Unglaublicher Stellenwert
Mit der Multiplikation der Teilergebnisse 7, 5 und 1 kam Schubert auf 35 Gesamtpunkte. Gines Lopez, der überraschend den Speed-Bewerb gewinnen konnte, kürte sich mit 28 Punkten (Plätze 1, 7, 4) zum Olympiasieger, Nathaniel Coleman kam auf 30 Zähler (6, 1, 5). Schubert verdrängte am Ende Japans Lokalmatador Tomoa Narasaki (Plätze 2, 3, 6 – 36 Punkte) um einen einzigen Punkt vom Podest.
In der KVÖ-Delegation um die Coaches Reinhold Scherer und Kilian Fischhuber sowie Sportdirektor Heiko Wilhelm herrschte bis zum letzten Zug Hochspannung, nebenbei wurde immer wieder gerechnet. „Ganz glauben konnten wir es erst, als es auf der Anzeigetafel gezeigt wurde“, lacht Fischhuber. „Jakob hat sich diese Medaille mehr als verdient. Er ist einer der besten Kletterer dieser Generation, schön, dass er sich seinen Traum von einer Olympia-Medaille erfüllen konnte.“
Bei der ersten olympischen Medaillenentscheidung der Geschichte auf dem Podest zu stehen, freut Schubert besonders. Immer wieder wurde der Innsbrucker als Medaillenkandidat tituliert, der Druck war entsprechend groß. „Es hat einen unglaublichen Stellenwert, aber ich muss es erst verarbeiten. Es ging alles so schnell. Ich habe so lange so hart gearbeitet, es steckt viel Schweiß hinter der Medaille. Das bedeutet mir alles.“