Para-Cycler Thomas Frühwirth ist seiner Rolle als Medaillengarant einmal mehr gerecht geworden. Einen Tag nach Silber im Einzelzeitfahren sicherte sich der 43-jährige Steirer bei den Paralympischen Spielen PARIS 2024 auch im Straßenrennen die Silbermedaille. Einzig Dominator Jetze Plat (NED) war einmal mehr nicht zu biegen: „Vor wenigen Tagen war der Start fraglich, jetzt ist es zweimal Silber. Ohne Worte, einfach geiles Racing.“
Nur 24 Stunden nach dem Einzelzeitfahren mussten die Para-Cycler in der Klasse H4 im Straßenrennen erneut auf das Handbike, 56,8 Kilometer in Clichy-sous-bois standen auf dem Programm. Frühwirth ließ sich dabei weder von der anhaltenden Infektionskrankheit noch vom Regen und der nassen Straße aus der Bahn bringen.
Nasse Straße sorgte für Schrecksekunde
Zu Rennbeginn bildete sich eine vierköpfige Gruppe, neben Plat und Frühwirth mischten der Belgier Jonas Van de Steene und der Schweizer Fabian Recher vorne mit. Nach zwei von vier Runden zogen Plat und Frühwirth davon, wenig später kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall: Van de Steene und Recher verhakten sich und krachten in das Absperrgitter – für beide war die Medaille damit außer Reichweite, Plat und Frühwirth fuhren auf und davon.
Immer wieder versuchte Frühwirth die Flucht nach vorne, Plat konnte jedoch stets dagegenhalten und zog seinerseits in den engen, kurvenreichen Passagen davon. Drei Kilometer vor Schluss setzte der Niederländer den entscheidenden Angriff und sicherte sich seine siebente Paralympics-Goldmedaille. Frühwirth überquerte mit 31 Sekunden Rückstand und hochgestreckten Händen die Ziellinie, machte den Silber-Doppelpack in Paris perfekt und jubelte über seine insgesamt fünfte Paralympics-Silbermedaille.
„Schweinegeil, die Bedingungen waren echt hart. Ich war der einzige in der Spitzengruppe mit Felgenbremsen, bergab war es immer am letzten Zacken. Ich hatte in der ersten Runde einen ‚Schwanzler‘, da hat es mich geschreckt. Bergauf habe ich dafür immer attackiert“, so Frühwirth. „Es war einfach traumhaft, besser hätte es nicht laufen können. Bei den Paralympics zweimal Silber, ich glaube ich habe abgeliefert. In der letzten Runde war der Ofen aus, ich war froh, ins Ziel zu kommen. Vor wenigen Tagen war der Start fraglich, jetzt ist es zweimal Silber. Ohne Worte, einfach geiles Racing.“
LA28? „Ich kann nichts anderes!“
Dass es gegen das laut Frühwirth „genetische Monster“ Plat schwierig bis unmöglich wird, war dem Steirer bewusst. „Als wir gemeinsam vorne weg waren, hätte nur noch Blödsinn passieren können. Bergab hatte ich keine Chance, gegen Ende der dritten Runde ging mir der Saft langsam aus. Ich habe versucht, ihn anzutesten, aber es war nicht möglich.“
Frühwirth streute seinem zehn Jahre jüngeren Konkurrenten einmal mehr Rosen. „Er ist einfach eine Maschine. Nach dem Zeitfahren hat Jetze angekündigt, dass es sein letztes Rennen im Para-Cycling war. Sollte es so sein, war es mir eine Ehre. Ohne ihn wäre ich vierfacher Paralympicssieger und fünffacher Weltmeister, aber es freut mich, gegen so einen Athleten zu fahren.“
Die Frage nach der Zukunft und den Paralympischen Spielen in vier Jahren in Los Angeles stellt sich nicht. „Ich kann sonst nichts außer Racing! Es ist meine Leidenschaft, meine Passion“, lachte Frühwirth. „Der Schauspieler Robin Williams hat einst gesagt: Wenn du etwas findest im Leben, was dir richtig Spaß macht, bleib dabei solange du kannst. Das habe ich vor.“
Der drittplatzierte Pole Rafal Wilk hatte bereits 5:35 Minuten Rückstand. Alexander Gritsch verlor 13:23 Minuten und belegte Rang sechs. „Ich hatte schon stärkere Rennen, im Großen und Ganzen war die Leistung zu schwach. Die letzten Trainings waren gut, hier war nicht mehr drin“, so der zweifache Bronzemedaillengewinner von Tokyo.
Das Paralympic Team Austria hält nun bei vier Medaillen (3x Silber, 1x Bronze)