Stolz vor Ryder Cup-Debüt

Bernd Wiesberger ist der erste Österreicher, der sich für das zwölfköpfige Europa-Team beim Ryder Cup qualifizieren konnte. „Ich bin sehr stolz, Österreich beim Ryder Cup vertreten zu dürfen“, sagt der 35-jährige Burgenländer, der sich auf direktem Weg einen der 9 Fixplätze sichern konnte, nicht auf eine der drei Wildcards von Europa-Teamkapitän Padraig Harrington angewiesen war.

Österreich ist beim 43. Vergleich zwischen den besten Golfern aus Europa und den USA das ingesamt 13. europäische Land (nach England, Spanien, Schottland, Irland, Schweden, Deutschland, Nordirland, Wales, Italien, Dänemark, Frankreich und Belgien), das beim Ryder Cup verteten sein wird.

Vorfreude ist groß

Am Montag geht es für Wiesberger Richtung USA, genauer nach Whistling Straits im US-Bundesstaat Wisconsion. Dort hat der Österreicher im Jahr 2015 bei der PGA-Championship schon einmal abgeschlagen. „Ich kann mich noch sehr gut an die Gegebenheiten dort erinnern, bin froh, dan Platz schon einmal gesehen zu haben.“

Die Vorfreude auf das historische Golfturnier ist groß: „Von den Emotionen ist das eine ganz andere Kategorie von all dem, was ich bisher spielen durfte. Die Amerikaner sind wieder einmal in der Favoritenrolle. Aber jeder von uns ist bis in die Haarspitzen motiviert, den Ryder Cup wieder zu holen für sich selbst, für das Team und für den ganzen Kontinent.“

USA führen in Statistik

Die Ryder Cup-Trophäe soll wie 2018 auf dem „alten Kontinent“ bleiben. Bei dem wegen der Pandemie um ein Jahr verschobenen Vergleich in Whistling Straits am Ufer des Lake Michigan mischt sich der Neuling im Team des Titelverteidigers unter erfolgreiche Ryder Cup-Spieler wie Rekordmann Sergio Garcia aus Spanien. Der 41-Jährige hat in neun Teilnahmen 25 Punkte für die Europaauswahl beigesteuert.

Die USA führen in der ewigen Statistik des 1927 erstmals als Vergleich zwischen den Amerikanern und Großbritannien ausgetragenen Bewerbs mit 26:14 Siegen, doch Europa hatte in neun der vergangenen zwölf Auflagen seit 1995 das bessere Ende für sich. Obwohl nicht weniger als 9 US-Spieler in der Weltrangliste vor dem zweitbesten Europäer platziert sind – Spitzenreiter ist der Spanier Jon Rahm –, glaubt Wiesberger nicht an fix verteilte Rollen. Die europäischen Spieler seien einander „einen Tick“ näher als die Amerikaner.

Speziell in einem Team-Bewerb würden auch andere Faktoren zum Tragen kommen als Ranglistenplatzierungen. „Das schaut auf dem Papier recht und schön aus, aber gespielt wird auf der grünen Wiese“, erklärte Wiesberger und verwies auf den jüngsten Solheim-Cup der Frauen, bei dem die favorisierten Proetten aus den USA eine sprichwörtliche „Klatsche“ erhalten hätten.

„Volksfeststimmung“ als Herausforderung

Wiesberger hat acht Turniere auf der European Tour gewonnen und ist sich bewusst, dass die Ryder-Cup-Teilnahme ein wichtiger Faktor einer erfolgreichen Laufbahn ist. „Es ist etwas, worauf ich die ganze Karriere hingearbeitet habe“, sagte der 35-Jährige. Nach starken Leistungen in den vergangenen drei Wochen kommt das Highlight für ihn zur rechten Zeit. Mit Platz 20 zuletzt im Wentworth Golf Club in England löste Österreichs Nummer 1 das begehrte Ticket.

Obwohl Wiesberger den Platz am Ufer des Lake Michigan vom PGA-Championship 2015 kennt, muss er sich beim Ryder Cup auf Neues einstellen. „Ich bin mir bewusst, dass die Situation am ersten Tee (Abschlag, Anm.) jeden Tag außergewöhnlich und einzigartig sein wird. Es wird sicher eher eine Volksfeststimmung als eine reine Golfturnier-Atmosphäre sein. Im Endeffekt kann man nur alles aufsaugen. Ich will einfach die Situation genießen und für das europäische Team Punkte machen“, betonte der gebürtige Oberwarter.

Entscheidung in 28 Partien

Der Ryder Cup wird in 28 Partien im Matchplay-Format entschieden. Anders als beim herkömmlichen Zählwettspiel geht es nicht um die Summe aller Schläge pro Runde, sondern es wird im Duell mit dem Gegner/den Gegnern an jedem der 18 Löcher ein Punkt vergeben. Die geringere Zahl der Schläge entscheidet. An den ersten zwei Tagen treten jeweils acht Spieler jedes Teams in „Doppel-Matches“ (Fourball und Foursome) an, am Sonntag folgen zwölf Einzel-Partien. Ob und mit wem Wiesberger am Freitag und Samstag zum Einsatz kommt, erfährt er von Kapitän Padraig Harrington erst an Ort und Stelle.