Jakob Pöltl hat ereignisreiche Wochen hinter sich. Während er sich in der Heimat befand, bauten seine San Antonio Spurs den Kader stark um und tradeten Star-Spieler Dejounte Murray nach Atlanta. Die Mannschaft wurde nochmals stark verjüngt, neben US-Nationalspieler Keldon Johnson wird der Wiener in seiner siebenten NBA-Saison wohl der Leader der Texaner sein. Zudem konnte der 26-jährige Center nach langer Pause endlich wieder das Nationalteam-Trikot überstreifen. Nun geht es zurück in die USA.
Jakob, nach einigen Monaten in Europa geht es wieder zurück in die USA. Wie war dein Sommer in der Heimat?
Pöltl: Es war ein guter Sommer, ich habe eine schöne Zeit in Österreich verbracht. Ich konnte im Wolves Dome gut trainieren, hatte viel Spaß beim Nationalteam. Zudem hatte ich genug Freizeit für Freunde und Familie, zwei kurze Urlaube sind sich auch noch ausgegangen.
Apropos Nationalteam: Wie resümierst du das Window und die beiden Spiele gegen Irland und Zypern? Eine neue Situation und Rolle für dich, oder?
Pöltl: Ja, es war sehr ungewohnt. Ich war so lange nicht dabei, habe das erste Mal mit Raoul Korner gearbeitet und vielleicht mit drei, vier Spielern früher schon zusammengespielt, sonst war das Team komplett neu. Es ist aber sehr gut gelaufen, wir haben für ein so junges Team teilweise schon sehr gut Basketball gespielt. Es war nicht perfekt, aber wir haben die nötigen Ergebnisse eingefahren und vor allem große Schritte in der Entwicklung gemacht, was mit diesem jungen Team ohnehin der Hauptfokus ist.
Wie groß war die Umstellung spielerisch?
Pöltl: Schon sehr groß! Es ist ein ganz anderer Spielstil als in der NBA, ich konnte da noch nicht 100 Prozent abrufen, hätte sicher ein paar Spiele mehr gebraucht, um mich wieder an den europäischen Stil zu gewöhnen. Und auch an die Rolle im Team, da doch sehr viel über mich gelaufen ist. Ich habe versucht, das Spiel gut zu lesen, die Mitspieler einzusetzen und gute Pässe zu spielen.
In San Antonio steht durch den Trade von Dejounte Murray ein Neustart bevor. Wie hast du die Neuigkeiten aufgenommen?
Pöltl: Anfangs war es schon ein bisschen ein Schock. Auch wenn in den letzten ein, zwei Saisonen ein Umbruch da war, passiert jetzt noch ein weiterer Schritt im Umbau des Teams. Das war nicht unbedingt zu erwarten, aber ich freue mich darauf.
Gibt es deiner Motivation nicht einen Knick, wenn der Aufbau und die Entwicklung des Teams jetzt jäh unterbrochen wird?
Pöltl: Natürlich ist vor allem der Abgang von Dejounte schade, ich habe sehr gern mit ihm zusammengespielt und eine gute Chemie entwickelt. Ich hatte das Gefühl, dass wir über ein paar Saisonen als Einheit Schritte nach vorne gemacht haben. Einen Knick in der Motivation gibt es dennoch nicht: Solche Dinge sind einfach Teil vom NBA-Business.
Deine Rolle könnte noch größer werden…
Pöltl: Ich werde vielleicht eine noch größere Leaderrolle einnehmen, aber im Endeffekt wird die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden, es werden mehrere junge Spieler viel Vertrauen bekommen.
Gerüchte um Trades sind nichts Neues, doch gerade in der jetzigen Situation fragen sich viele, ob du nicht vielleicht auch noch zu einem anderen Team geschickt wirst. Wie gehst du damit um?
Pöltl: Auch wenn es sich vielleicht, wie ein Stehsatz anhört, aber ich blende das wirklich aus. Ich bin mir bewusst, dass es Gerüchte gibt, die hat es aber in der letzten Saison auch gegeben. Ich bin glücklich mit meiner Position und der Situation bei den Spurs, mein Fokus ist voll auf San Antonio gerichtet. Falls es zu einem Trade kommen sollte, kann ich mich dann immer noch damit beschäftigen und damit umgehen. Mir wurde von den Spurs jedenfalls kommuniziert, dass sie auf mich zählen, dass sie mich behalten wollen und ich den Neustart mitmachen soll.
Wie sieht dein Programm in den nächsten Wochen aus?
Pöltl: Ich werde wieder in Los Angeles mit anderen Spielern trainieren und mit Trainern arbeiten, die ich schon aus den vergangenen Jahren kenne. Ich werde das Programm intensivieren und im Laufe des Septembers nach San Antonio reisen, um dort in einen Rhythmus für die Saison zu kommen.
Hast du inhaltlich einen neuen Fokus gesetzt?
Pöltl: Nein, ich denke ich habe in den letzten Jahren einen guten Rhythmus gefunden, wie ich mich am besten auf eine NBA-Saison vorbereite. Im Post habe ich an verschiedenen Abschlüssen gearbeitet. Natürlich am Wurf und auch an anderen Dingen wie meinen Ballhandling-Skills, damit ich am Feld möglichst vielseitig bin.